Dialog
Was ist Dialog?
Der Quantenphysiker David Bohm verwendet den Begriff Dialog im ursprünglichen Wortsinn: „dia“ heißt „durch“ und „logos“ meint „das sinnvolle Wort“ im Sinne „Bedeutung“. Der Begriff meint also das Fließen von Sinn und das Erschließen von Bedeutung um und durch die Menschen. Der Dialog soll ermöglichen, den Voraussetzungen, Ideen, Annahmen, Überzeugungen und Gefühlen von Menschen auf den Grund zu gehen, die unterschwellig ihre Interaktionen beherrschen. Der Dialog ist also weder Diskussion, Debatte noch Disput. Diskussionen haben die Tendenz, im Sinn der englischen Wortwurzel „percussion“ (Stoß, Schlag) oder „concussion“ (Erschütterung) Dinge zu zerreißen oder zu zergliedern, selbst wenn sie mit dem Ziel begonnen werden, Gemeinsamkeit herzustellen. Andererseits ist der Dialog auch keine harmonisierende schöngeistige Konversationsübung.
Es geht bei Dialog nicht darum, sich durchzusetzen, „Punkte zu machen“, rhetorisch zu brillieren und mit der eigenen Meinung zu „gewinnen“, sondern um einen Gewinn für alle Beteiligten durch neue Einsichten und Erkenntnisse in einem kreativen Feld.
Der Prozess des Dialogführens ist ein Mittel, um deutlich zu machen, wie unser Denken abläuft. Er geht davon aus, dass alle menschlichen Schöpfungen, unsere Wertesysteme, unser Verhalten, unsere Sprache, unsere Architektur, unsere gesamte Kultur und Technik, ja sogar das, was wir für unumstößliche Realität halten – nur Anzeichen davon sind, wie wir denken. Diese Annahme führt zu der Perspektive, dass wir, wenn wir die Grundlagen der heutigen Krisenerscheinungen wirklich erforschen wollen, die verschiedenen Ebenen des Denkens erforschen müssen.
Denken meint hier nicht nur die bewussten intellektuellen Ergebnisse bewusster Lernprozesse, sondern auch Emotionen, Gefühle, Wünsche, Absichten, Unterstellungen, Ängste. Auch das sogenannte rationale Denken ist hier gemeint, als Ergebnis vorausgegangener Denkprozesse, die die Realität in Paradigmen interpretiert und in Regeln gefasst hat. Es ist durch historische Begrenzungen bedingt sowie durch geschlechts-, macht- und kulturbedingte Traditionen eingefärbt.
Für das Dialogprojekt
Bücher zum Dialogprojekt
Kontakt zum Dialogprojekt
Transnationale Projekte
Dialogue for disadvanteged groups | Grundtvig „Life Long Learning“ Projekt 2011 – 2012 |
Dialogue „Facilitäting Creative Communication“ DIA FCC Projekt | Multilaterales EU Projekt zur Ausbildung von Dialogprozessbegleitern in der EU |
Dialogue „The Creative Communication“ | Grundtvig „Life Long Learning“ Projekt 2008 – 2009 |
Berliner Tage des Interkulturellen Dialogs | Im Rahmen von Vorbereitungstreffen zu den jährlichen Dialogtagen finden auch Einführungskurse zum Dialogprozess statt. |
Diversity Dialogue Process (keine eigene Website) |
Treffen interkultureller Trainer, Facilitators, Berater aus zahlreichen Ländern (u.a. Deutschland, USA, Japan, England, Frankreich, Niederlande) zur Förderung ihrer Kompetenz als Dialogbegleiter (seit 2008, alle zwei Jahre), Information: matoba[at]tele2.de |
European Project for Interreligous Learning (EPIL) (Zürich, Wien, Sarajewo, Köln, Beirut) | In einzelnen Modulen dieses interreligösen Lernprojekts für Frauen wurde / wird auch der Dialogprozess eingesetzt. |
Transcultural Dialogue Project (Witten / Herdecke) | Dialog-Project am ICCE der Universität Witten / Herdecke: Papers, Projekte, Team |
Dialog im Iran
Unser Dialogprojekt im Iran strebt auf Wunsch der iranischen Initiatoren an, den Dialogprozess als Kern einer zivilgesellschaftlichen Weiterentwicklung etwa im dortigen Bildungswesen zu verankern.
Hierzu fanden sich in der ersten Seminarreihe im September 2005 im Teheraner Imam-Ali-Museum mehr als 20 Teilnehmende – überwiegend Multiplikatoren aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen – zusammen, die anhand von Übungen mit wesentlichen Zielen und Inhalten des Dialog-Verfahrens vertraut gemacht wurden.
Im zweiten Teil (Februar 2006), ebenfalls in Teheran, geht es darum, die Teilnehmenden dazu zu befähigen, Dialoggruppen zu begleiten. Dies soll durch Übungen zur Dialogpraxis und zur Persönlichkeitsentwicklung erreicht und in der „Facilitator-Werkstatt“ angewendet und vertieft werden.
In dem Dialog-Pilotprojekt sehen wir auch und gerade in der gegenwärtigen politischen Situation eine Chance, längerfristig zu gewaltfreien Lösungen beizutragen, die kurzfristig durch andere Verfahren wie zum Beispiel durch Mediation angestrebt werden könnten.
Das Dialogbuch „Miteinander Denken“ wurde auch in persische übersetzt.
Foto: Dr. Johannes Hartkemeyer und dem damaligen Iranische Präsidenten Mohammad Chatami)