Gemüse
Das Angebot richtet sich bei uns nach dem natürlichen Rhythmus und ist damit saisonal bedingt. Damit ihr ungefähr einschätzen könnt wann wir was ernten, haben wir eine grobe Übersicht für euch erstellt. Durch gute Lagerung ist das Gemüse auch noch länger. Wir bauen auf dem Hof Pente 111 verschiedene Gemüsesorten an.
Infos zum Gemüse und zum Saatgut:
Wer isst schon gerne impotente Sonnenblumen, die sich als Weißkohl verkleiden?
Diese Frage scheint lustig, sie ist jedoch ernst gemeint.
Welche Unterschiede beim Saatgut gibt es überhaupt? Was sind Samenfeste Sorten und was sind Hybride?
Saatgut heute:
Fast alle westlichen Saatgutunternehmen sind bis auf drei Züchtungsunternehmen, bereits Tochterunternehmen von wenigen multinationalen Konzernen. Diese kämpfen um ihre Gewinnmaximierung und die Vormachtstellung auf einem lukrativen weltweiten Markt, von dem in der Folge jeder der Essen möchte, immer abhängiger gemacht wird.
Das Saatgut unserer Kulturpflanzen wurde von den Bauern der Welt in jahrtausendelanger Arbeit gezüchtet, es konnte bisher von jedem weitergezüchtet und benutzt werden. Die herkömmliche Züchtung ist aus dem Gesichtspunkt der Machtzentralisierung und der monetären Ausbeutung für Konzerne nicht geeignet. Denn solange Bauern mit dem Saatgut weiterarbeiten können, sind sie nicht jedes Jahr gezwungen, wieder bei den Konzernen einzukaufen. Daher entwickelten sich neue Züchtungsmethoden wie die Hybridzüchtung oder noch radikaler die CMS Hybridzüchtung.
Was ist Hybridzüchtung?
Wer in Biologie etwas aufgepasst hat, kann sich vielleicht erinnern. Man braucht zwei homogene Linien, die man häufig durch Inzucht erhält. (Diese werden miteinander gekreuzt). Dazu werden oft biotechnische Methoden angewendet. Da die meisten Kulturarten Fremdbefruchter sind, werden reinerbige Linien durch erzwungene Selbstbefruchtung erstellt. Wiederholt man das viele Jahre, entsteht in der Regel eine Inzuchtdepression. Diese verkümmerten Linien werden miteinander gekreuzt. Die dabei entstehenden Nachkommen sind die F1 Hybriden.
Häufige Merkmale der Hybriden
äußerlich sehr einheitlich im Erscheinungsbild
wässriger Geschmack
schlechteres Reifevermögen
nicht/bzw schlecht nachbaufähig
Damit die Bauern das Saatgut gar nicht mehr nachbauen können, und jedes Jahr von den Konzernen abhängig sind, gehen diese noch einen Schritt weiter.
CMS Hybride:
Mit den CMS Hybriden (Cytoplasmatische männliche Sterilität) kann eine hundertprozentige Unfruchtbarkeit erreicht werden. Bei manchen Pflanzen – z.B. Sonnenblumen – liegt eine natürliche Erbinformation über Unfruchtbarkeit im Cytoplasma der Zelle vor. Das bedeutet, man kann sie nicht einkreuzen, sondern nur durch die Mutter übertragen.
Diese Unfruchtbarkeitsinformation aus der Sonnenblume kann mit auf andere Pflanzen (z.B. Kohl) übertragen werden. Dabei wird die Zell- und Kernverschmelzung der Kohl- mit der Sonnenblumenzelle durch einen elektrischen Stromschock erzwungen. Die so entstandenen Kohlpflanzen sind nun wirklich hundertprozentig Unfruchtbar.
Hybriden sind sehr weit verbreitet. Bei manchen Arten gibt es keine samenfeste Sorten mehr, nur noch Hybriden (z.B. Rosenkohl), in herkömmliche Züchtung wird immer weniger investiert. Auch CMS Hybriden sind ebenfalls sehr weit verbreitet, sie sind sogar bei EU-Bio (minimale Biostandards) erlaubt. Der Anbauverband „Demeter“ hat seinen Mitgliedern den Anbau jedoch glücklicherweise verboten und damit etliche Arten gerettet. Wir verwenden auch keine CMS Hybriden.
Verlorene Vielfalt
„Nach Einschätzung der Welternährungsorganisation FAO gingen in den letzten 100 Jahren drei Viertel der noch um 1900 verfügbaren Sortenvielfalt verloren. Besonders drastisch ist dies bei Gemüsesaatgut: einige Sorten wie extra-süßer Zuckermais, Kohlrabi, Blumenkohl, Broccoli, Rettich oder Chinakohl sind im Grunde nur noch als Hybride auf dem Markt. Bei den meisten anderen in Deutschland gängigen Gemüsearten macht der Anteil der Hybridsorten mehr als 70 Prozent aus. Deshalb muss auch der ökologische Landbau in vielen Bereichen Hybridsorten einsetzen. Dabei gelten aber die Vorgaben der EG-Ökoverordnung: Nach diesen darf im Bio-Landbau keine Gentechnik zum Einsatz kommen und das Saatgut muss ökologisch vermehrt werden.“ (http://www.vielfalterleben.info/samenfeste-sorten-versus-hybridsorten/)
Samenfeste Sorten
Samenfeste Bedeutet, das die Samen vom Bauern nachgebaut und als Sorte weitergezüchtet werden kann. Durch die Nutzung samenfester Sorten ist man unabhängig von Saatgut-Konzernen.
Wir beziehen unser Saatgut größtenteils von der Bingenheimer Saatgut AG. Das ist eine Aktiengesellschaft in der Hand von Bauern die durch ihre züchterische Arbeit das samenfeste Saatgut weiterentwickeln.
Jede Züchtung ist Zukunftsgestaltung. Da jeder Züchter seine Ideen und Ideale in die Entwicklung neuer Pflanzen mit einfließen lässt, ist es uns besonders wichtig wer mit welchen Ideen züchterisch tätig ist.
Solidarische Landwirtschaft: Eine Lebens(mittel)versicherung für Bauer und Teilnehmer!