Postwachstumsökonomie

Die Wachstumsparty ist vorbei. Auch wenn die Welt noch nicht ganz bereit ist, von der Droge „Wachstum“ zu lassen, nehmen das Bewusstsein und der Diskurs über das „Ende der Maßlosigkeit“ an Fahrt auf. Die zahllosen Krisen unserer Zeit machen das mehr als deutlich.

Niko Paech ist Nachhaltigkeitsforscher und der wohl bekannteste Postwachstumsvertreter im deutschsprachigen Raum und plädiert nicht nur für einen Stopp des Wachstumswahns. Er geht sogar einen Schritt weiter und zielt auf einen Rückbau der Industrie. Erst das ermöglicht sozial stabile und global faire Versorgungsstrukturen und das Erreichen unserer Klimaziele.

Er geht noch weiter: auch das „grüne Wachstum“ und den „nachhaltigen Konsum“, die  in den Medien als die neuen Königswege gefeiert werden, entlarvt er als Mythos.  Die Entzauberung einer Fortschrittsgläubigkeit und des „Green Capitalism“ mit ökologisch gestylten Produkten. Dass wir den bisherigen Way of life  nur mit höherer Ressourceneffizienz und einem bloßen Umstieg von fossiler zur regenerativer Energiegewinnung beibehalten könnten, also alles so wie bisher, nur grün, entpuppt sich als Illusion. Das wäre nichts anderes, als eine Verlagerung ökologischer Probleme. Wachstum gibt es eben nicht nachhaltig.

Den gesellschaftlichen Gegenentwurf, die Postwachstumsökonomie, setzt eben an dieser chronischen Wachstumsabhängigkeit unseres Wirtschaftsmodells an, schränkt industrielle Wertschöpfunsgprozesse ein und stärkt vor allem die lokale, gemeinschaftliche Selbstversorgung (Regionalökonomie, Substistenzwirtschaft, Autonomie). Und geht auch mit einem anderen Arbeitszeitmodell einher. Wenn für jede erwachsene Person nach einer Halbierung der kommerziellen Ökonomie eine 20-Stunden-Beschäftigung verfügbar wäre, ließe sich damit immer noch ein sparsamerer Konsum finanzieren. Die nun frei gewordenen 20 Stunden könnten für handwerkliche Ergänzungsleistungen und kooperative Formen der Selbstversorgung verwendet werden.

Genügsamkeit und Selbstwirksamkeit als zukunftsfähiger, nachhaltiger Lebensstil macht resilienter, glücklicher, stabiler und ist ökologisch verträglicher. „Small is beautiful“ (Schumacher), „All you need is less“ (Folkers/Paech), die „Rückkehr zum menschlichen Maß“ (Kohr). Die „Selbstbegrenzung“ (Illich) hat viele Namen, oder wie Paech selbst treffend sagt:

„Souverän ist nicht, wer viel hat, sondern wenig braucht“

Wir sind „Fans“ dieses Ansatzes. Denn die solidarische Landwirtschaft ist vielleicht einer der transformativsten Wege in eine Postwachstumsgesellschaft, die die ökologische und soziale Plünderung überwindet, dem Wirtschaften die Brüder- und Schwesterlichkeit zurückgibt und ein „Neues Miteinander“, in dem Konsumenten zu Ko-Produzenten (also zu Prosumenten)  werden, ermöglicht. Hier entsteht eine „kleinräumige … Ökonomie der Nähe“, die viel resilienter, d.h. weniger verletzlich und krisenrobuster als großindustrielle Monokulturen, macht, selbstwirksamer und zufriedener.

Solche Wirtschaftsgemeinschaften sind mit ihren handwerklichen und sinnstiftend tätigen Aufgaben auch wunderbare Lernlandschaften für alle Generationen. Die Bildungspotenziale, die solche Gemeinschaften für Kinder (aber auch für Erwachsene) haben, sind enorm. So ist die Verbindung von CSA / CSX und Handlungspädagogik, wie sie hier in Pente „erübt“ und praktiziert wird, ein vielversprechender Ansatz auf dem Weg in eine Postwachstumsgesellschaft.

Es geht jedenfalls nicht um einen „Rückfall ins Mittelalter“, sondern um die Suche nach einem Weg in eine sowohl sozial- als auch naturverträgliche nachkapitalistische Moderne, die „das gute Leben“ für alle ermöglicht.